Konzepte für die Wohnraumlüftung
Jahrhundertelang war man in unseren Breitengraden bestrebt, einen zusätzlichen Luftwechsel zu vermeiden –die mühevoll erzeugte Wärme sollte schließlich im Gebäude bleiben. Heute haben wir mit der „luftdichten“ Gebäudehülle diesen Zustand so erfolgreich bekämpft, dass wir aktiv für ausreichend Frischluft in der Wohnung sorgen müssen. Das Thema Lüftung ist deshalb in aller Munde.
Einfache und preiswerte Lösungen
Zu jedem Neubau gehört ein Lüftungskonzept, dass mit den Bauherren besprochen werden muss. Als Berechnungsgrundlage dient ein bestimmtes Maß an Luftwechsel in einer definierten Zeitspanne (inwieweit das mit der Lebenswirklichkeit übereinstimmt, v.a. wenn in dieser Zeit niemand zu Hause ist, mögen andere bewerten). Die Fensterlüftung ist die einfachste und preiswerteste Art, für den nötigen Luftwechsel zu sorgen. Richtig gemacht, hat sie sich über viele Jahre bewährt.
Unterstützend wirken Fensterfalzlüfter – kleine, nicht sichtbare Teile, die in den Fensterfalz eingelassen werden und dort das verrichten, was sonst vermieden werden soll: Für eine geringe, aber beständige Frischluftzufuhr zu sorgen.
Den Energiehaushalt beeinflusst diese Maßnahme praktisch kaum. Die Anfangsinvestition fällt mit wenigen Euro pro Fenster sehr gering aus.
Technische Konzepte
Sie können das Lüften auch automatisch erledigen. Einfache Lüftungsanlagen saugen die verbrauchte Luft aus Küche, Bad und WC ab und lassen frische Luft über Außenwandventile in die Wohnräume. Das Ganze wird elektronisch gesteuert, sodass der erforderliche Luftwechsel erreicht wird.
Die Anfangsinvestition bewegt sich hier schon im vierstelligen Bereich und eine gewisse Wartung ist auch erforderlich. Für Allergiker kann eine automatische Lüftungsanlage ein Vorteil sein, da die Hersteller auch entsprechende Pollenfilter anbieten.
Wärmerückgewinnung für eine bessere Energiebilanz
Wollen Sie einen höheren Energiestandard (zum Beispiel KfW 55) erreichen, kommen Sie um eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung nicht herum. Der Energieverlust durch die Fensterlüftung ist eben eine feste Größe, welche an einem bestimmten Punkt verhindert, dass meine Energiebilanz besser wird. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Bei einer dezentralen Anlage (wie oben beschrieben) können Keramikspeicher in den Lüftern integriert sein. Diese arbeiten im Gegenstromprinzip: Die einströmende Luft wird durch die Keramikspeicher vorgewärmt, die ausströmende Luft füllt die Speicher wieder auf. Auch hierfür gibt es Außenwandventile oder in die Laibung integrierte Systeme.
Die Investition liegt hier schon deutlich im mittleren vierstelligen Bereich. Geringere Kosten und einfachere Montage stellen gegenüber einer zentralen Anlage durchaus einen Vorteil dar. Die Lüfter in jedem Zimmer und die sichtbaren Außenluftventile wiederum sehen manche als Nachteil. Auch bei dieser Anlage gibt es natürlich (wenn auch geringe) Betriebskosten und es ist eine Wartung erforderlich.
Zentrale Lüftungsanlagen
Bei einer zentralen Lüftungsanlage wird die Luft an einem Punkt angesaugt und in den meisten Fällen über einen Kreuzwärmetauscher geleitet. Darin wärmt die verbrauchte Luft aus Küche, Bad etc. die einströmende Luft für die Wohnräume vor; erst danach gelangt sie wieder nach draußen.
Die Frischluft wird über Kanäle in Wand oder Boden zu den Wohnräumen geleitet. In den meisten Fällen ist eine sogenannte „Bypassfunktion“ schon integriert. Sie verhindert, dass die warme Außenluft in den Sommermonaten, noch einmal über den Wärmetauscher läuft.
Zusätzlich kann man in einen Erdkollektor investieren. Er leitet die angesaugte Luft über im Erdreich befindliche Rohre – das sorgt für leichte Kühlung im Sommer und im Winter arbeitet die Anlage effizienter, da die angesaugte Luft etwas wärmer ist. Selbst ohne Erdkollektor liegen wir hier häufig schon im fünfstelligen Bereich bei der Investition. Hinzu kommen Kosten für die Wartung, die bei solchen Anlagen auf keinen Fall vernachlässigt werden sollte.
Fazit zu Kosten und Nutzen
Der direkte Vergleich der Lüftungssysteme zeigt: In finanzieller Hinsicht liegen Welten zwischen den einzelnen Lösungen. Vielleicht ist es deshalb sinnvoll, die Geld- und die Ökobilanz zu betrachten: Eine Investition kann ja durchaus sinnvoll sein, wenn sie denn der Umwelt zugutekommt – auch wenn sie sich finanziell nicht rechnet. Wenn beides nicht passt, halte ich es für bedenklich.
Ihr Jens Taube, Geschäftsführer der MARE HAUS GmbH
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