Unterschiede von Dachstühlen
Ein Dachstuhl muss zuverlässig verschiedenartige Lasten tragen: Zunächst sein Eigengewicht zuzüglich der Abdeckung mit Dachziegeln oder anderen Baustoffen sowie Materialien zur Wärmeisolierung - hinzu kommen Lasteinwirkungen durch äußere Einflüsse wie Schnee, Eis und Wind. Die Holzkonstruktion muss zudem fest mit dem Hausunterbau verbunden sein. Alternativ sind zwei unterschiedliche Tragweisen für die Dachkonstruktion möglich - unterschieden werden Abbund- und Binderdächer, Letztgenannte werden beispielsweise realisiert als Studiobinderdach. Die sich für beide Konstruktionsvarianten ergebenden statischen Anforderungen sind in einer Vielzahl von DIN-Normen zum Thema Dachkonstruktion und Tragwerk fixiert - die wichtigsten bautechnischen Anforderungen und Eigenschaften von Dachstühlen sind in der DIN 1052 (Herstellung und Ausführung von Holzbauwerken) festgeschrieben.
Abbunddächer und Studiobinderdächer: Unterschiede auf den ersten Blick
Sind im Inneren des Dachstuhls ein oder zwei senkrechte Holzbalken sichtbar, welche die Verwendung des Dachbodens als Nutzfläche deutlich einschränken, so ist der Dachstuhl als Pfettendach mit ein- oder zweifach stehendem Stuhl konstruiert. Waagerechte Stützbalken in Raumhöhe deuten auf ein Kehlbalkendach hin. Sparrendächer kommen ohne sichtbare Stützbalken im Dachraum aus, da die Lastverteilung ausschließlich über die Sparrenlage erfolgt. Pfettendächer, Kehlbalkendächer und Sparrendächer sind die häufigsten Varianten für Abbunddächer.
Die Statik beim Studiobinderdach
Eine tragende Alternative zu Abbundächern sind Studiobinderdächer: Die Holzkonstruktionen in Fertigbauweise werden über Beton-Ringanker mit dem Außenmauerwerk verbunden. Die Last des Daches wird nach außen verteilt - zusätzliche senkrechte oder waagerechte Stützbalken im Inneren des Dachstuhls sind zur Absicherung nicht notwendig. Gerade im Massivbau für den Bungalow ohne Dachgeschossausbau oder für eine Stadtvilla verwenden wir diese Dachart gerne, da Sie dem Bauherren hilft, Kosten zu sparen.
Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Dachstühle
Das Pfettendach
Bei Pfettendächern liegen die Dachsparren auf waagerechten Längsträgern (Pfetten) auf. Da nur geringe Horizontalkräfte wirken, sind keine aufwendig gemauerten Drempelkonstruktionen im Traufbereich notwendig. Der Zuschnitt und die Montage ist für den Zimmermann einfach, der Holzverbrauch vergleichsweise gering - zumindest bei kleinen Dachneigungen. Der Austausch von Dachgaube, Fenstern und Schornstein ist unkompliziert möglich. Die Nutzung des Dachstuhls zum ausgebauten Wohn- oder Arbeitsraum erfordert indes ein wenig Phantasie in Sachen Raumausnutzung, auch wenn die tragenden Pfosten sich nicht bautechnisch bedingt räumlich gegenüberstehen müssen.
Das Sparrendach
Bei einem Sparrendach werden die Lasten über die Sparren nach unten geleitet - sinnvoller Weise werden sie über einen Drempel in die Decke eingeleitet. Aufgrund der potentiellen Einknickgefahr darf der Drempel bei einem Sparrendach nicht gemauert werden, sondern muss arbeits- und kostenintensiv in Einheit mit der Decke geschalt werden. Da ein Sparrendach ohne senkrechte Stützbalken im Innenbereich auskommt, bietet es viel Gestaltungsspielraum für den Ausbau des Dachbodens zum Wohnbereich. Zudem bietet diese Dachkonstruktion, sofern dünne Sparren verwendet werden, eine einfache und zugleich effektive Möglichkeit zur Wärmeisolierung, da Dämmmaterialien direkt zwischen den Sparren verlegt werden können. Da auf zusätzliche Stützbalken verzichtet wird, ist diese Dachkonstruktion hinsichtlich der statisch möglichen Breite eingeschränkt. Eine nachträgliche Modernisierung - beispielsweise das Einbauen von Fenstern - ist problematisch, da diese Veränderungen das Dach in seiner Stabilität negativ beeinflussen können.
Das Binderdach (Studiobinder)
Ein Binderdach, beispielsweise ein Studiobinderdach, gilt als kostengünstige Alternative zu allen Typen von Abbunddächern. Drempel werden hierbei als Gipsplatten in Form einer Sperrbahn verlegt und mit den Dachlatten vernagelt - aufwendiges Mauern und/oder Betonieren entfällt. Dieser Vorteil ist verbunden mit einer schnellen Montage und somit einer raschen Verfügbarkeit des Dachstuhls. Für spezielle Dachformen, beispielsweise Walmdächer, gibt es Fertiglösungen. Aus dem Vorteil der insgesamt unkomplizierten Leicht- und Fertigbauweise ergibt sich ein Nachteil für die Nutzung: Diese Dachkonstruktionen sind zwar flexibel hinsichtlich Ihrer Formate, sind indes für den Ausbau des Dachbodens zum stark genutzten Wohnraum nicht geeignet. Für Garagen, Hallen und unbewohnte Dachböden stellen sie eine zeitgemäße, sichere Alternative der Bedachung dar.
Welche Dachstuhlart für Ihr Wunschhaus am besten geeignet ist, klärt gerne Ihr MARE Haus Experte in einem persönlichen Gespräch.
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